E-Sports ist ab sofort auch in der Deutschen Fußball-Bundesliga Pflicht
Die Befürworter von E-Sports haben sich auch im Deutschen Fußball endgültig durchgesetzt. Die Deutsche Fußball-Liga hat ihre Statuten dementsprechend geändert und alle Klubs dazu verdonnert, ein Team in den digitalen Wettbewerb zu schicken. Doch diese Entscheidung verursacht bei einigen von ihnen Probleme.
Auf der Suche nach neuen Fans
Geht es nach dem Willen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dann soll die Deutsche Fußball-Bundesliga auch die digitale Welt erobern. Daher hat der DFB alle seine Teams dazu angewiesen, ab der Saison 2023/2024 auch in der Virtual Bundesliga an den Start zu gehen.
Der Beschluss dazu stammt bereits aus dem Mai 2022. So erhofft man sich zusätzliche Reichweiten, neue Fans und ein weiteres sportliches Standbein. Immerhin handelt es sich bei E-Sports um einen Milliardenmarkt, der weltweit Spieler und Fans begeistert. Nicht umsonst zählt die FIFA-Reihe zu den beliebtesten Videospielen, in diesen Markt möchte nun auch der DFB vorstoßen.
Doch während die Planungen auf Hochtouren laufen, begeistert die Deutsche Fußball-Bundesliga wieder ihre Anhänger. Dort blickt alles auf den FC Bayern München, der nach den Turbulenzen in der letzten Saison wieder zu alter Stärke auflaufen möchte. Die ersten Spiele lassen dieses Ziel realistisch erscheinen, doch im Hintergrund lauert eine Gefahr, die nicht unterschätzt werden darf.
Die Buchmacher sehen jedenfalls derzeit keinen Gegner für den Serienmeister. Dieser liegt bei den Sportswetten klar in Führung und lässt RB Leipzig und den BVB in den Quoten hinter sich. Dies gilt sinngemäß auch für den DFB-Pokal, wo Borussia Dortmund und Titelverteidiger RB Leipzig allerdings die Plätze in der Favoritenliste getauscht haben. Selbst in der UEFA-Champions League rechnen Experten mit einem Comeback der Münchner, schließlich hat Trainer Thomas Tuchel seinen Ex-Verein FC Chelsea erst vor kurzem zum Titel geführt.
Diese Einschätzungen basieren auf harten Fakten und jahrelanger Erfahrung. So wie es derzeit aussieht, müssen die Fans anderer Klubs weiterhin auf eine Wachablöse an der Spitze der Deutschen Fußball-Bundesliga warten. Doch ein Unsicherheitsfaktor bleibt bestehen und dieser heißt Deutsche Fußball-Nationalmannschaft.
Deren qualitativer Absturz hat sich auch in der Vergangenheit stark auf das Leistungsniveau des FC Bayern München ausgewirkt. Man denke nur an die letzte Fußball-Nationalmannschaft, die den Kern des Teams in Bayern ebenfalls in die Krise stürzte. Sollte der aktuelle Niedergang anhalten, könnte dies auch den FC Bayern München wieder in Schwierigkeiten bringen.
Bayern München ist in der Zwickmühle
Dieser hat ohnehin eine lange und leidvolle Geschichte beim Thema E-Sports hinter sich. Schon vor Jahren wollte man in die Szene einsteigen, scheiterte aber immer wieder am energischen Veto des Ex-Präsidenten Uli Hoeneß. Nach dessen Abgang war der Weg frei und der FC Bayern München ging eine erfolgreiche Partnerschaft mit Konami ein.
Die neue E-Sportsabteilung des Deutschen Meisters erwies sich vom Start weg als ebenso erfolgreich wie die Mannschaft des FC Bayern München. Im Sommer verlängerte der Klub den Vertrag mit dem Videospielanbieter. Doch dies passierte fast zeitgleich, als die Deutsche Fußball-Liga den Konami-Konkurrenten Virtual Bundesliga zum offiziellen Wettbewerb deklarierte. Beobachter warteten daher gespannt, wie sich der Deutsche Meister jetzt verhalten würde.
Anders als Union Berlin, entschied man sich in München jedoch auch an dieser digitalen Liga teilzunehmen. Doch der Auftritt entspricht so gar nicht dem, was man sonst aus München gewohnt ist. Eine dürre Pressemitteilung kündigte den Einstieg des FC Bayern München in die Virtual Bundesliga an, gleichzeitig machte man sich auf die Suche nach Teammitgliedern.
Dies geschah auf einer eigens eingerichteten Webseite außerhalb des offiziellen Webauftritts des Serienmeisters. Das neue Fan-Team besteht aus drei Mitgliedern und wird die rot-weißen Farben in der Virtual Bundesliga vertreten. Doch die Ausschreibung wurde kaum beworben, das zeigt bereits welchen Stellenwert man in München dieser Liga beimisst.
Immerhin wird in der Virtual Bundesliga EA Sports FC 24 gespielt. Der bisher unter dem Namen FIFA bekannte Gaming-Blockbuster ist direkter Konkurrent von Konamis eFootball. Die Teilnahme von Bayern München in der Virtual Bundesliga wertet damit ausgerechnet den größten Konkurrenten des eigenen Sponsors massiv auf, doch man hatte offenbar keine Wahl und wollte keine Strafen seitens der Deutschen Fußball-Liga riskieren. Doch das sieht man nicht überall so. Ein Klub wollte sich bisher den Vorgaben nicht beugen und blieb stur.
Union Berlin sagt ab
Die Virtual Bundesliga gilt bereits seit 2022 als offizieller Wettbewerb der Deutschen Fußball-Liga. Das bedeutet, dass alle 36 lizenzierten Klubs der beiden höchsten Spielklassen eigene Teams in diesen E-Sports-Wettbewerb entsenden müssen. Bisher waren nicht alle Vereine mit dabei, doch Bayern München hat sich dieser Verpflichtung jetzt ebenso gebeugt, wie zuvor Borussia Dortmund und der SC Freiburg.
Diese Vereine wollten entweder aus strategischen Gründen nicht in E-Sports einsteigen oder hatten wie der Serienmeister aus München andere Verpflichtungen. Doch ein Klub beugte sich bisher nicht dem Druck der Deutschen Fußball-Liga. Es handelt sich dabei um den Sensationsverein Union Berlin, der seit seinem Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse die Deutsche Fußball-Bundesliga von hinter aufrollt. In Berlin setzt man weiterhin auf den klassischen Fußball und möchte von einem Einstieg in die digitale Welt nichts wissen.
Damit riskiert Union Berlin finanzielle Strafen der Deutschen Fußball-Liga. Ob diese tatsächlich ausgesprochen werden und wie hoch sie ausfallen, ist derzeit nicht bekannt. Eine kleine Hoffnung für die Fans von Union Berlin, die ihre „Eisernen“ gerne auch in der Virtual Bundesliga sehen würden, besteht jedoch.
Der Verein schließt Gaming grundsätzlich nicht aus, doch derzeit sieht es so aus, als ob die Mannschaft aus Köpenick als gallisches Dorf weiterhin Widerstand leistet. Für die Fans bedeutet der Einstieg der bisher fehlenden Teams jedenfalls eine große Aufwertung der Virtual Bundesliga. Sie hoffen auf ähnlich spannende Duelle wie auf dem grünen Rasen.